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Die fünf pschischen Grundbedürfnisse von alleinerziehenden Müttern und Vätern - Teil IV

 

Teil V – Raum und Zeit

 

"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen." (Astrid Lindgren).

 

 

Ich schiebe heute bewusst Teil V der Blog-Serie „Die fünf psychischen Grundbedürfnisse von alleinerziehenden Müttern und Vätern“ vor, weil ich finde, dass die Schwierigkeit von diesem Bedürfnis derzeit in dieser aktuellen Lage schwerer zu erfüllen ist. Deshalb gebe ich euch heute einen Einblick wie die letzten Wochen für mich waren und welche Erkenntnisse ich hatte.

 

 

Raum und Zeit. Unglaublich wertvoll. Denn, wenn wir genügend Raum und Zeit haben um ausgelassen, spontan und frei Freude erleben können und den Dingen nachgehen können, wonach ich unser Herz so sehnt, ist viel getan für das eigene Wohl. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn wir wissen alle: Größtenteils funktionieren wir 24/7. Sind auf Autopilot unterwegs, gehen unseren Pflichten nach, versuchen kleine bis große Katastrophen zu vermeiden, dem Kind gerecht zu werden, dem Job gerecht zu werden, dem Alltag gerecht zu werden. Und wann werden wir uns gerecht? Abends? Meistens sind wir zu müde und wenn wir nicht schon mit dem Kind einschlafen, dann reicht die Energie „nur“ noch für da Sofa und Netflix. Ein Buch lesen? Persönliche Weiterentwicklung? Sport? Meditieren? Nur was für Menschen mit Partner oder ohne Kind.

 

 

Aber ist das wirklich so?

 

 

Ich stecke selbst gerade in der Herausforderung alles irgendwie hinzubekommen. Meine Selbstverwirklichung / persönliche Weiterentwicklung, Job, Kind, Haushalt, Hund usw. Und gerade in dieser Zeit, wo auch der Kindergarten wegfällt, merke ich nun nach 5/6 Wochen: Ich bin an meiner Grenze. Am Anfang war es schön. Ich habe die Exklusiv-Zeit mit meinem Kind sehr genossen und wir waren viel in der Natur oder im Garten. Aber nun fehlte mir meine Zeit, mein Raum, mein Ich-Sein – ganz spontan, frei und ausgelassen. Was habe ich diese Woche getan?

 

 

Nachdem ich an den Punkt kam mit Gedanken wie: Ich will nicht mehr. Ich bin erschöpft. Ich werde meinem Kind nicht gerecht. Ich werde mir nicht gerecht; habe ich überlegt was ich nun tun kann.

 

 

 

Wie viel Zeit brauche ich für mich?

 

Und für was?

 

Wie möchte ich diese Zeit nutzen und woher bekomme ich diese zusätzliche Zeit?

 

 

 

Diese Fragen kann jeder nur individuell für sich beantworten. Bedürfnisse sind unterschiedlich und jeder Mensch braucht unterschiedlich viel Raum und Zeit, um zu sich zu kommen und den eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Und jede Zeit, die du für dich definierst, ist OK! Es ist ok. Es ist dein Bedürfnis. Lebe dein Leben nach deinen Bedürfnissen/ Werten und Vorstellungen und mach dich frei von dem Urteil anderer und vorallem von deinem eigenen Urteil ob das zu wenig oder zu viel ist. Es ist so. Nicht mehr, nicht weniger. Und das ist ok.

 

 

Finde heraus, was du brauchst.

Was dir Kraft gibt. Was tut deinem Herzen gut und lässt es vor Freude hüpfen?

 

 

Zusätzlich habe ich beobachtet, wie ich in die Schleife geraten bin, dass alles andere wichtiger ist als ich und teilweise mein Kind. Da sind hier die Rechnung, da Home-Office, da der Abwasch, da dies, da das. Und jede (Pflicht-) Aufgabe habe ich vorgeschoben. In diesem Hamsterrad kann man diesem Alltag nicht gerecht werden und vorallem nicht sich selbst. Also habe ich angefangen, den Alltag wieder bewusster zu leben und zu gestalten. Erst mein Kind und ich und dann alles andere. Ganz im Vertrauen, dass es nicht liegen bleibt und es vollkommen ok ist, wen die Wohnung nicht aussieht wie im Möbel-Katalog.

 

 

Und tatsächlich, es entschleunigte uns wieder. Es brachte Ruhe in den Alltag und vorallem Harmonie und der Raum war mehr und mehr wieder da um auch gemeinsam spontan, frei und ausgelassen sein zu können.

 

 

Was habe ich für mich getan, um dem Bedürfnis nach Raum und Zeit nachgehen zu können?

 

Naja, ich dachte, wenn ich abends eh zu müde bin, um irgendwas für mich zu machen, kann ich auch schlafen gehen :D Also ging ich mit meinem Kind ins Bett. Ich habe einfach den Tagesrhythmus verschoben für mich. 5.00 Uhr klingelt der Wecker und ich stehe nun auf (nicht wie vorher 7.00 Uhr mit meinem Kind zusammen). Und in dieser Zeit habe ich 2h für mich, die ich nutze um meinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ich kümmere mich um mich. Meine Gesundheit, mein Wohlbefinden, meine Seele in dieser Zeit und bin dann 7.00 Uhr, wenn mein Kind wach wird, voll und ganz da. Für mich war das der größte Game-Changer in Bezug auf Raum und Zeit. Ich bin Tagsüber auch wesentlich ausgeglichener wieder und habe mehr Energie im Alltag. Wenn mein Kind Mittagsschlaf macht, nutze ich eine Stunde bewusst für die Arbeit.

 

Und ich habe die Umgangsregelung für diese Zeit geändert mit dem Papa. Sodass ich einen Nachmittag zusätzlich für mich habe und mein Kind mit deinem Papa zusätzliche Exklusiv-Zeit hat.

 

 

Wenn deine Familie in der Nähe ist und nicht zur Risiko-Gruppe gehört, dann hol dir die Unterstützung. Gerade in dieser Zeit sind wir noch mehr aufeinander angewiesen.

 

 

Auch die Notbetreuung wurde erweitert und nun kann dein Kind wieder in den Kindergarten, sodass dir darüber geholfen wird, alles wieder in Balance zu bringen.

 

 

 

Hier nochmal kurzgefasst:

 

1.      Bewusst werden was gerade ist und fehlt und das annehmen. Verurteile dich nicht dafür.

 

2.      Mach dir Gedanken, was du brauchst und dich stärkt/ glücklich macht

 

3.      Finde deine passende Zeit

 

4.      Wenn möglich, hol dir Unterstützung vom anderen Elternteil/ von der Familie und durch die Notbetreuung im Kindergarten

 

 

 

Lass mir gerne hier oder bei Instagram (@alltagskuenstler_innen) unter meinem heutigen Post „Speak-Time“ ein Kommentar da, wie es für dich aktuell ist und welche Schwierigkeiten du noch siehst.

 

Gerne kannst du mir auch schreiben an: unsere.alltagskuenstler.innen@googlemail.com

 

 

 

Ich freue mich auf die kommende Woche und Teil IV. Dann werde ich im letzten Teil der Blogserie über das Bedürfnis nach Autonomie schreiben und dir Alltagstipps dazu geben.

 

 

 

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende.

 

Be happy&stay positive.

 

Deine Stephanie

 

 

 

(*in Kooperation mit dem Verbund für alleinerziehende Mütter und Väter Landesverband Thüringen e.V., Zschochernstraße 35, 07545 Gera, Tel: 0365 5519674)

 

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